Triosonaten für Orgel (Bach)

Sechs Triosonaten für Orgel (BWV 525 – BWV 530) von Johann Sebastian Bach stehen am Beginn einer vom Komponisten 1727 angelegten Sammelhandschrift mit Orgelmusik. Später fügte ihr Bach noch die „Achtzehn Choräle“ und die Kanonischen Veränderungen über Vom Himmel Hoch zu. Das Wort „Triosonate“ bedeutet hier, dass die beiden Manuale und das Pedal unabhängig und rein einstimmig geführt sind, was satztechnisch eine erhebliche Aufgabe darstellt. Einen gemeinsamen Titel hat Bach nicht verwendet, die einzelnen Sonaten sind jeweils überschrieben mit „Sonata à 2 Clav. e Pedal di J. S. Bach“.[1]

Entstehung

Die Triosonaten sind 1727 bis 1732 entstanden;[2] dem Bachbiographen Johann Nikolaus Forkel zufolge hat Bach sie als Unterrichtsmaterial für seinen ältesten Sohn Wilhelm Friedemann Bach geschrieben. Da ein Satz der vierten Sonate auch unabhängig als ein instrumentales Trio erhalten ist, ist vermutet worden, dass möglicherweise mehrere der Werke zunächst in kammermusikalischer Besetzung entstanden sind; da in allen anderen Fällen aber keine auswertbaren Quellen erhalten sind, lässt sich diese These weder beweisen noch widerlegen.

Stil

In ihrer kontrapunktischen Anlage mit häufigen Fugen und dem Verzicht auf deutlich tanzorientierte Sätze folgen die sechs Sonaten der Tradition der Sonata da chiesa, sind allerdings nicht vier-, sondern nur dreisätzig. Nicht nur dies, sondern auch viele stilistische Details verdeutlichen den Einfluss der italienischen Konzertform, beispielsweise das ausgeprägte Ritornell der Sonate 6; ein in Stil und Aufbau sehr ähnliches Werk ist die Gambensonate g-Moll.

Die einzelnen Sonaten

Sonate 1 Es-Dur, BWV 525

BWV 525, Themen der drei Sätze
Sätze
  • alla breve Es-Dur
  • Adagio 12/8 c-Moll
  • Allegro 3/4 Es-Dur

Nach heutigem Forschungsstand[3] liegt der Komposition ein originales Trio in F-Dur, wohl für Blockflöte, Oboe und Continuo, zugrunde.

Sonate 2 c-Moll, BWV 526

Sätze
  • Vivace alla breve c-Moll
  • Largo 3/4 Es-Dur
  • Allegro alla breve c-Moll

Wolfgang Amadeus Mozart bearbeitete den zweiten und dritten Satz dieser Sonate für Streichtrio.

Sonate 3 d-Moll, BWV 527

Sätze
  • Andante 2/4 d-Moll
  • Adagio e dolce 6/8 F-Dur
  • Vivace 3/8 d-Moll

Bach verwendete den langsamen Satz später als Mittelsatz für sein Tripelkonzert (BWV 1044) und fügte dazu eine vierte Stimme hinzu. Unabhängig davon bearbeitete Wolfgang Amadeus Mozart später den gleichen Satz für Streichtrio.

Sonate 4 e-Moll, BWV 528

Sätze
  • Adagio 4/4-Takt – Vivace 3/4 e-Moll
  • Andante 4/4-Takt h-Moll
  • Un poco Allegro 3/8 e-Moll

Den ersten Satz aus langsamer Einleitung und Fuge verwendete Bach bereits in der Kirchenkantate Die Himmel erzählen die Ehre Gottes (BWV 76) – als ein Trio für Oboe d’amore, Viola da Gamba und Continuo. Man geht heute überwiegend davon aus, dass das gesamte Werk auf eine instrumentale Sonate dieser Besetzung zurückgeht – dies wäre eines der wenigen rekonstruierbaren Kammermusikwerke aus Bachs Weimarer Zeit.[4]

  • J. S. Bach: Sonata No. 4 in E Minor BWV 528, Pedal Clavichord, Interpret: Balint Karosi, Interpretation mit zweimanualigem Pedal-Clavichord.

Sonate 5 C-Dur, BWV 529

Sätze
  • Allegro 3/4 C-Dur
  • Largo 6/8 a-Moll
  • Allegro 2/4 C-Dur

Eine Frühfassung des Mittelsatzes taucht in Bachs Weimarer Endfassung von Präludium und Fuge BWV 545 als Mittelsatz auf.[5]

Sonate 6 G-Dur, BWV 530

Sätze
  • Vivace 2/4 G-Dur
  • Lento 6/8 e-Moll
  • Allegro alla breve G-Dur

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Schmieder: Thematisch-systematisches Verzeichnis der Werke Johann Sebastian Bachs. Wiesbaden 1969.
  2. Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. 2. Auflage, S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16739-5.
  3. Klaus Hofmann: Ein verschollenes Kammermusikwerk Johann Sebastian Bachs. In: Bach-Jahrbuch 2000.
  4. Peter Dirksen: Ein verschollenes Weimarer Kammermusikwerk Johann Sebastian Bachs? Zur Vorgeschichte der Sonate e-Moll für Orgel (BWV 528). In: Bach-Jahrbuch 2003.
  5. Trio a-Moll (Frühfassung von: Sonate C-Dur, 2. Satz) BWV 529/2 Frühfassung. Bach-Digital.
VD
Kompositionen für Orgel, Klavier und Laute von Johann Sebastian Bach
Orgel

Fuge in g-Moll BWV 131a (unsicher) (en) - Sonaten BWV 525–530 - Präludium und Fuge D-Dur BWV 532 (en) - Fantasia und Fuge c-Moll BWV 537 (en) - Toccata und Fuge d-Moll („Dorische“), BWV 538 - Toccata und Fuge F-Dur BWV 540 - Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 (en) - Präludium und Fuge a-Moll BWV 543 (en) - Präludium und Fuge e-Moll BWV 548 (en) - Acht kleine Präludien und Fugen, BWV 553–560 (unsicher) (en) - Fantasie und Fuge c-Moll BWV 562 (en) - Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564 - Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 - Präludium (Toccata) und Fuge E-Dur BWV 566 (en) - Fantasie G-Dur BWV 572 - Fuge g-Moll BWV 578 (en) - Passacaglia und Fuge c-Moll BWV 582 - Concertos BWV 592–597 (en) - Orgelbüchlein BWV 599–644 - Schübler-Choräle BWV 645–650 - Achtzehn Choräle von verschiedener Art BWV 651–668 (Leipziger Choräle) - Sei gegrüßet, Jesu gütig BWV 768 (Choralpartita) (en) - Canonische Veränderungen über Vom Himmel hoch BWV 769 - Neumeister-Sammlung BWV 1090–1120 (en) - Wo Gott der Herr nicht bei uns hält BWV 1128 (Choralfantasie) (en)

Klavier

Aria variata alla maniera italiana (en) - Capriccio über die Abreise des sehr beliebten Bruders - Chromatische Fantasie und Fuge - Concertos (en) - Englische Suiten - Französische Suiten - Goldberg-Variationen (Diskographie (en), Gould-Einspielung) - Inventionen und Sinfonien - Italienisches Konzert - Ouvertüre im französischen Stil, BWV 831 (en) - Partiten (en) - Sechs kleine Präludien (en) - Wohltemperiertes Klavier, BWV 846–893 (Teil I: I/1 • I/2 • I/3 • I/4 • I/5 • I/6 • I/7 • I/8 • I/9 • I/10 • I/11 • I/12 • I/13 • I/14 • I/15 • I/16 • I/17 • I/18 • I/19 • I/20 • I/21 • I/22 • I/23 • I/24 Teil II: II/1 • II/2 • II/3 • II/4 • II/5 • II/6 • II/7 • II/8 • II/9 • II/10 • II/11 • II/12 • II/13 • II/14 • II/15 • II/16 • II/17 • II/18 • II/19 • II/20 • II/21 • II/22 • II/23 • II/24)

Laute

Suite g-Moll, BWV 995 (en) - Suite e-Moll, BWV 996 (Bourrée) (en) - Präludium, Fuge und Allegro in Es-Dur, BWV 998 (en) - Präludium c-Moll, BWV 999 (en) - Fuge g-Moll, BWV 1000 (en)

gemischte
Sammlungen

Clavierübung III: Präludium und Fuge Es-Dur, BWV 552, Choralbearbeitungen, BWV 669–689, Duette, BWV 802–805 - Concerto-Transkriptionen, BWV 592–596 und 972–987 (en) - Klavierbüchlein W. F. Bach - Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach - Zwölf kleine Präludien (en)