Türkiskronkolibri

Türkiskronkolibri

Türkiskronkolibri (Coeligena phalerata), Männchen

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Waldnymphen (Coeligena)
Art: Türkiskronkolibri
Wissenschaftlicher Name
Coeligena phalerata
(Bangs, 1898)

Der Türkiskronkolibri (Coeligena phalerata), auch Weißschwanz-Andenkolibri oder Weißschwanzmusketier genannt, ist ein Seglervogel in der Familie der Kolibris (Trochilidae). Er ist im südamerikanischen Land Kolumbien endemisch.[1] Der Bestand wird von der IUCN als „potenziell gefährdet“ (near threatened) eingestuft.

Merkmale

Türkiskronkolibri, gemalt von Louis Agassiz Fuertes

Der Türkiskronkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 11 Zentimetern, wobei der gerade schmale Schnabel 3 Zentimeter lang wird. Die Oberseite des Männchens ist überwiegend dunkelgrün. Der Scheitel glitzert grün, im hinteren Bereich hellblau. Die Unterseite schimmert grün. Ein Fleck im unteren Bereich der Kehle glitzert violett. Die Unterschwanzdecken und der abgerundete Schwanz sind weiß, wobei der Schwanz dunkle bronzefarbene Spitzen aufweisen kann, die mit zunehmendem Alter vollkommen weiß werden. Das Weibchen ist auf der Oberseite glänzend grün. Der dunkle Scheitel ist blaugrün gefärbt. Die Unterseite wirkt zimtfarben bis rotbraun mit mehr oder weniger grünen, runden Flecken an der Seite. Der dunkel bronzefarbene Schwanz weist kleine, schmale und helle Spitzen an den äußeren Federn auf.[2]

Verhalten

Man sieht Türkiskronkolibris meist nur kurz im unteren Gestrüpp herumfliegen. Sie sind territorial und sehr aggressiv.[3] Aus Beobachtungen geht hervor, dass sie u. a. Fuchsien anfliegen. Während der Futtersuche zwitschern sie auffällig. Die Brutzeit ist vermutlich von Februar bis April.[4]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet des Türkiskronkolibris

Meist sind Türkiskronkolibris in feuchten Bergwäldern und an buschigen Waldrändern in Höhen zwischen 1400 und 3300 Metern in der Sierra Nevada de Santa Marta zu finden. Während die Männchen kleine Lichtungen und den dichteren Wald bevorzugen, sind die Weibchen häufiger an Waldrändern anzutreffen. Sie fliegen regelmäßig eher größere Blumen an.[3] Beobachtungen zeigten, dass sie am Anfang der Regenzeit (Mai bis September) in der Gegend um Cuchilla de San Lorenzo deutlich seltener anzutreffen sind als sonst üblich.[3]

Bestandsentwicklung

Aufgrund von Bestandsrückgängen im eher kleinen Verbreitungsgebiet von 3856 km2 in der Sierra Nevada de Santa Marta wird der Türkiskronkolibri von der IUCN mittlerweile als „potenziell gefährdet“ (near threatened) eingestuft. Beobachtungen aus dem Jahr 2014 deuten darauf hin, dass die Art auch in der Serranía de Perijá vorkommt, was das Verbreitungsgebiet auf 5570 km2 erhöht. Durch Habitatverlust und -zersplitterung, Abholzung, Landwirtschaft mit Viehzucht, Plantagenanpflanzungen eingeführter Baumarten (Eukalyptus und Kiefern) sowie durch den Klimawandel verkleinert sich stetig der Lebensraum des Türkiskronkolibris, da diese Art sich noch nicht einmal an kleinere Veränderungen in ihrem Habitat anpassen kann.

Etymologie und Forschungsgeschichte

Von Mai bis Juni 1898 sammelte Wilmot Wood Brown Jr. (1868–1953) in den Bergen von Santa Marta Vogelbälge, die er an Outram Bangs schickte.[5] Am 17. Juni 1898 sammelte Brown das Typusexemplar des Türkiskronkolibris, welches Bangs unter dem Namen Leucuria phalerata erstmals beschrieb.[6] Erst später wurde die Art in die Gattung Coeligena aufgenommen. Das Wort Coeligena leitet sich aus den lateinischen Wörtern coelum bzw. caelum für „Himmel“ und genus für „Nachkomme“ ab.[7] Phalerata stammt vom lateinischen Wort phaleratus und bedeutet so viel wie „verziert mit Gedenkmünzen“, was wahrscheinlich durch das schimmernde Gesamtbild der Art inspiriert wurde.[8]

Literatur

  • Peter H. Barthel, Christine Barthel, Einhard Bezzel, Pascal Eckhoff, Renate van den Elzen, Christoph Hinkelmann, Frank Dieter Steinheimer: Die Vögel der Erde – Arten, Unterarten, Verbreitung und deutsche Namen. 3. Auflage. Deutsche Ornithologen-Gesellschaft, Radolfzell 2022 (do-g.de [PDF]). 
  • Jon Fjeldså, Niels Krabbe: Birds of the High Andes: A Manual to the Birds of the Temperate Zone of the Andes and Patagonia, South America. Apollo Books, Stenstrup 1990, ISBN 978-87-88757-16-3. 
  • Steven Leon Hilty, William Leroy Brown: A Guide to the Birds of Colombia. Princeton University Press, Princeton 1986, ISBN 978-0-691-09250-8. 
  • James A. Jobling: A Dictionary of Scientific Bird Names. Oxford University Press, Oxford 1991, ISBN 978-0-19-854634-4. 
  • Outram Bangs: On some birds from the Sierra Nevada de Santa Marta, Colombia. In: Proceedings of the Biological Society of Washington. Band 12, 1898, S. 171–182 (online [abgerufen am 28. Januar 2012]). 
Commons: Türkiskronkolibri (Coeligena phalerata) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Coeligena phalerata in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2023.^3. Eingestellt von: BirdLife International, 2021. Abgerufen am 27. September 2022.
  • Factsheet auf BirdLife International
  • Türkiskronkolibri (Coeligena phalerata) auf eBird.org
  • Türkiskronkolibri (Coeligena phalerata) bei Avibase
  • Coeligena phalerata im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
  • xeno-canto: Tonaufnahmen – Türkiskronkolibri (Coeligena phalerata)
  • White Tailed Starfrontlet (Coeligena phalerata) in der Encyclopedia of Life. (englisch).

Einzelnachweise

  1. IOC World Bird List Hummingbirds
  2. Jon Fjeldså et al., S. 662 f
  3. a b c Steven Leon Hilty u.a, S. 284
  4. Jon Fjeldså et al., S. 663
  5. Outram Bangs, S. 171
  6. Outram Bangs, S. 174
  7. James A. Jobling, S. 58
  8. James A. Jobling, S. 180