Club Alpin Français

Club Alpin Français CAF (1874–1996)
Fédération des Clubs Alpins Français (1996–2004)
Fédération française des clubs alpins et de montagne FFCAM seit 2004
Sportart Bergsteigerverband
Gegründet 2. April 1874
Gründungsort Paris
Präsident Nicolas Raynaud
Vereine 430 (Stand: 2024)[1]
Mitglieder 110.000 (Stand: 2024)[1]
Verbandssitz Paris, Frankreich
Offizielle Sprache(n) Französisch
Website ffcam.fr
Berghütte des CAF am Col de la Vanoise.
Das Refuge du Goûter des CAF, eine der höchstgelegenen Schutzhütten in Europa.

Die Fédération française des clubs alpins et de montagne (FFCAM; deutsch Französischer Verband der Alpen- und Bergvereine), ehemals auch Club Alpin Français (CAF), mit Hauptsitz ist Paris ist die Vereinigung der Bergsteigerverbände in Frankreich. Die FFCAM widmet sich dem Bergsteigen, Wandern und sonstigen Aktivitäten in den Bergen. Die Vereinigung verwaltet die 120 von ihr betriebenen Berg- und Schutzhütten in Frankreich sowie fünf Schutzhütten in Marokko.[2]. Der mehr als hundert Jahre geläufige frühere Name Club Alpin Français (CAF; deutsch Französischer Alpenverein) wird in Bergsteigerkreisen häufig weiterhin benutzt.

Geschichte

Der Club Alpin Français als wichtigste Vorläuferorganisation der heutigen Fédération française des clubs alpins et de montagne (FFCAM) wurde am 2. April 1874 in Paris gegründet.

Seit 1876 kümmerte sich der CAF um den Ausbau und den Unterhalt von Wanderwegen in den Bergen.

1876 nahm der Club Alpin Français Bemühungen um eine geregelte Ausbildung und Prüfung der Bergführer auf. Es dauerte bis 1948 bis entsprechende gesetzliche Regelungen erlassen wurden.

1882 wurde der CAF als gemeinnützig anerkannt.[3] Seit 1988 waren auch die örtlichen Sektionen des CAF eigenständige juristische Personen. Bis zu einer Änderung der Vereinsstruktur 1996 konnten im CAF auch einzelne Personen direkt Mitglied sein, was danach nicht mehr möglich war.[3] Zugleich wurde er als Sportverband im Sinne des französischen Sportgesetzes mit besonderer staatlicher Förderung anerkannt.

1884 entdeckten Mitglieder des Alpenvereins die Möglichkeit im Winter mit Schneeschuhen die Berge zu besteigen. 1890 wurden die erste Skitouren in Frankreich durchgeführt und 1895 wurde der erste Ski-Club gegründet.

1890 errichtete der CAF die erste Schutzhütte, das Refuge de Tuquerouye in den Pyrenäen. 1892 wurden die ersten Schutzhütten auf der Route zum Mont Blanc errichtet. 1914 waren bereits insgesamt 40 Hütten errichtet.[4] 1920 wurden auch die ersten Chalets als Vorläufer der heutigen Ferienhäuser durch den CAF gegründet. Erst ab 1922 erhält der CAF staatliche Zuschüsse für den Bau der Schutzhütten. Seit 1952 zahlen Vereins-Mitglieder einen ermäßigten Preis bei der Benutzung der Schutzhütten. 1979 erhielt die erste Schutzhütte eine Stromversorgung über Solarzellen. Bis 2009 werden 82 Schutzhütten auf diese Weise mit Strom versorgt.

Anfang des 20. Jahrhunderts scheiterte eine Initiative zur Fusion mit dem parallel existierenden französischen Bergsportverband "Fédération française de la montagne et de l’escalade" (FMEE).

1910 wurde die erste Bergrettung eingerichtet, aber erst 1947 findet eine zentrale Koordination der bis dahin örtlichen Initiativen statt. 1955 stand der erste Hubschrauber für eine Bergrettung zur Verfügung. Unter dem Eindruck von vergeblichen Rettungsversuchen an zwei Bergsteigern am Mont Blanc um den Jahreswechsel 1956/57 übernahm ab August 1958 der Staat die Organisation der Bergrettung. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Club Alpin Français 22 Rettungsposten installiert.

1920 wurde durch den CAF zusammen mit dem Automobilclub und dem Touring Club de France die Union nationale des associations de tourisme et de plein air (deutsch Nationale Vereinigung der Tourismus- und Outdoorverbände) als Vertretung gegenüber der damaligen nationalen Tourismusbehörde gegründet.

1932 wurde der CAF Gründungsmitglied der Union Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA).

1978 war der CAF einer der Gründervereine des multilaterale Abkommens über das Gegenrecht auf Hütten.

1979 wurde der CAF nur durch einen Staatszuschuss vor der Insolvenz gerettet, nachdem sich nach einer von ihm durchgeführten Expedition auf den K2 erhebliche Finanzierungslücken herausstellten.

Die erste Kletterhalle in Frankreich wurde 1982 in der Sporthalle eines Gymnasiums errichtet, zunächst nur für die Schüler und später auch für Freunde der Schule zugänglich. Die erste für die Öffentlichkeit zugängliche Kletterhalle in Frankreich öffnete 1992.

1983 wird der Touring Club de France aufgelöst und der CAF übernahm von ihm einige Schutzhütten.

1995 wurde der CAF Gründungsmitglied des Club Arc Alpin (CAA).

2004 wurde der CAF in Fédération française des clubs alpins et de montagne (FFCAM) umbenannt.[5] Im Streben nach Offenheit erlaubt die neue FFCAM seitdem den Beitritt von Vereinen die nicht den Namen „CAF“ tragen.[3]

2017 hat die FFCAM den Europäischer Bergsport-Dachverband (EUMA) mitbegründet.[6]

Aufgaben

Die örtlichen Sektionen der FFCAM führen alle Sportarten und Aktivitäten im Bereich der Berge durch: Alpinismus, Klettern, Wandern, Skifahren in allen seinen Formen (Skitouren, Abfahrten, Langlauf), Schneeschuhwandern, Canyoning, Gleitschirmfliegen und Mountainbiken. Durch den FFCAM wird auch die Höhlenforschung in den Bergen unterstützt.[7] Dabei werden auch Ausbildungskurse für die Jugend und Erwachsene in Bergsteigen, Skifahren und anderen Sportarten durchgeführt.

Seit der Gründung des Club Alpin Français bemühte dieser sich um die Bewahrung der Gebirgsumwelt unter Berücksichtigung der Interessen der Bergbewohner, aber auch der Touristen. Zu diesem Zweck wurde 1977 die Commission Nationale de Protection de la Montagne du Club Alpin (deutsch Nationale Kommission der Gebirgsclubs zum Schutz der Berge). Auf Vorschlag des CAF wurden im Laufe der Zeit mehrere Nationalparks eingerichtet.

Die FFCAM hat seit ihrer Gründung die wissenschaftliche Forschung unterstützt. Seit 1903 bemühte sie sich um die Erstellung genauer Karten der Bergwelt. Ab 1995 kümmerte sich der Club Alpin Français zusammen mit dem italienischen und dem schweizerischen Alpenverein um eine einheitliche Benennung von markanten Erhebungen und sonstigen Orientierungspunkten in den Alpen einschließlich der genauen Bestimmung der topographischen Höhe. Im Laufe der Jahre wurde die Höhlen- und Gletscherforschung unterstützt. Diese Aktivitäten werden durch das Comité scientifique (deutsch Wissenschaftlicher Ausschuss) gesteuert.

Zahlen

Die Anzahl der angeschlossenen lokalen Vereine stieg in den letzten Jahren auf 430, ebenso wie die Anzahl der Mitglieder, die sich zum Jahr 2024 auf 110.000 beläuft.[1]

1996 hatte der CAF ca. 94.000 Mitglieder und 156 angeschlossene Vereine.[3] 2015 hatte die FFCAM ca. 82.300 Mitglieder und 331 angeschlossene Vereine. 2017 hatte die FFCAM ca. 87.000 Mitglieder in 310 angeschlossenen Vereinen.[5] 2019 hatte die FFCAM ca. 100.000 Mitglieder in 400 angeschlossenen Vereinen. 2021 war zwar die Mitgliederzahl coronabedingt auf 87.100 gesunken, doch die Zahl der angeschlossenen Vereine ist weiter auf 420 gestiegen.[8]

Veröffentlichungen

Seit 1874 gibt der damalige CAF und heutige FFCAM jedes Jahr ein Jahrbuch mit Berichten von den wissenschaftlichen Expeditionen in die Berge in Frankreich und im Ausland heraus.[9] Seit 1905 wurde die monatliche Zeitschrift La Montagne (deutsch Der Berg) herausgegeben. 1955 wurde La Montagne mit der Zeitschrift Alpinisme, die Le Groupe de haute montagne herausgab, vereinigt und erhielt den heutigen Namen La Montagne & Alpinisme (deutsch Der Berg & Alpinismus). Mittlerweile erscheint die Zeitschrift vierteljährlich und berichtet über alle Facetten des Bergsports wie kulturelle, wirtschaftliche, ökologische oder gesellschaftliche Aspekte. In 2021 hatte sie 12.000 Abonnenten.[8]

1980 wandelte der CAF seine Bibliothek in ein offenes Dokumentationszentrum um, benannt nach dem früheren Präsidenten und Bergsteiger Lucien Devies. Dort stehen neben allen Ausgaben der Verbandszeitschrift auch 9.500 Bücher dem Interessierten zur Verfügung. Die Nutzung ist für Mitglieder eines Bergsteiger-Vereins kostenlos. Daneben sind alle Ausgaben der Verbandzeitschriften über das Portal Gallica der Französischen Nationalbibliothek digital einsehbar.

Organisation

Durch die alle vier Jahre tagende Mitgliederversammlung wird der Präsident der FFCAM gewählt. Seit 2017 ist dies Nicolas Raynaud,[10] der 2021 für weitere vier Jahre wiedergewählt wurde.[11] Die Koordination der Aktivitäten der örtlichen Vereine und Sektionen erfolgt durch 13 Regionalkomitees. Diese sind auch Ansprechpartner für die lokalen Behörden.

Präsidenten

Die folgende Aufstellung zeigt eine chronologische Übersicht über alle Präsidenten des Club Alpin Français (1874–1996), der Fédération des Clubs Alpins Français (1996–2004) und der Fédération française des clubs alpins et de montagne (seit 2004).

Amtszeit Präsident
1874 Édouard de Billy ⁠1
1874 Ernest Cézanne
1876 Adolphe Joanne
1879 Xavier Blanc
1882 Gabriel Auguste Daubrée
1885 Xavier Blanc
1888 Jules Janssen
1891 Abel Lemercier
1892 Édouard Laferrière
1895 Charles Henri Durier
1898 Ernest Caron
1901 Franz Schrader
1904 Ernest Caron
1907 Joseph Vallot
Amtszeit Präsident
1908 Roland Bonaparte
1908 Gaston Berge
1912 Édouard Sauvage
1919 Francisque Gabet
1922 Francisque Regaud
1929 Francisque Gabet
1931 Jean Escarra
1934 Marius Sarraz-Bournet
1937 Léon Olivier
1945 Yves Letort
1948 Lucien Devies
1951 Georges Descours
1954 Maurice Herzog
1957 Lucien Devies
Amtszeit Präsident
1963 Claude Maillard
1966 Lucien Devies
1970 Claude Maillard
1973 Jean-Charles Meyer
1977 Jean Zilocchi
1980 Jacques Malbos
1983 Claude Chassot
1986 François Henrion
1989 Louis Volle
1995 Fernand Fontfreyde
1997 André Croibier
2001 Bernard Mudry
2009 Georges Elzière
2017 Nicolas Raynaud
1 
Nur zwei Tage im Amt.

Seit 2013 ist Claude Eckhardt UIAA-Ehrenmitglied.

Siehe auch

Literatur

  • Olivier Hoibian: L’invention de l’alpinisme: la montagne et l’affirmation de la bourgeoisie cultivée, 1786–1914. 2008, S. 367.
  • Olivier Hoibian: Les alpinistes en France 1870–1950. Une histoire culturelle. 2000, S. 338.
Commons: Club Alpin Français – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Offizielle Website (französisch)
  • Übersicht über alle Schutzhütten der FFCAM (französisch)
  • Suchmaske für die Sektionen der FFCAM (französisch)
  • Dokumentationszentrum (französisch)

Einzelnachweise

  1. a b c Qui sommes-nous? FFCAM - Wer sind wir? Fédération française des clubs alpins et de montagne, 2024, abgerufen am 16. August 2024 (französisch). 
  2. Bienvenue dans nos refuges et chalets. FFCAM, abgerufen am 16. August 2024 (französisch). 
  3. a b c d L’esprit Club alpin est toujours là, plus actuel que jamais! Les 140 ans du club alpin français… FFCAM, abgerufen am 16. August 2024 (französisch). 
  4. FFCAM – Le Club Alpin Français – 1874 à 1914. Centre fédéral de documentation Lucien Devies, abgerufen am 16. August 2024 (französisch). 
  5. a b Fédération Française des Clubs Alpins et de Montagne (FFCAM). Club Arc Alpin, 2017, abgerufen am 16. August 2024. 
  6. Europäischer Bergsport-Dachverband EUMA in München gegründet. In: DOSB. 28. November 2017, abgerufen am 16. August 2024. 
  7. La spéléologie à la FFCAM
  8. a b Retour sur l'Assemblée générale 2022... CAF, 15. März 2022, abgerufen am 16. August 2024 (französisch). 
  9. Histoire de la revue. (Geschichte der Zeitschriften). FFCAM, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 20. Oktober 2019 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ffcam.fr 
  10. Nicolas Raynaud est élu président de la FFCAM. FFCAM, 2017, abgerufen am 16. August 2024 (französisch). 
  11. Mathias Virilli, Eiman Cazé: FFCAM : Nicolas Raynaud réélu président de la fédération des clubs alpins. In: montagnes-magazine.com. 13. April 2021, abgerufen am 16. August 2024 (französisch). 
Normdaten (Körperschaft): GND: 41069-X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n86126550 | VIAF: 123240577