Alasch – Partei der nationalen Unabhängigkeit

Flagge der Alasch-Partei (1990–1994)

Die Alasch – Partei der nationalen Unabhängigkeit, auch bekannt unter dem Namen Partei der nationalen Freiheit Alasch[1], war eine radikal-nationalistische islamische Partei,[2] die zwischen 1990 und 1994 in den Staaten Kasachstan und Kirgisistan bestand.

Ihre Nachfolgerin ist die am 15. Juli 2002 gegründete Kasachstan-Partei Alasch, die in Kasachstan nicht als politische Partei registriert ist und welche nach Eigenangaben über 50.000 Mitglieder aufweist. Das kasachische Innenministerium geht allerdings von etwa 30.000 Mitgliedern aus.

Geschichte

Als Folge des Zusammenbruches der Sowjetunion schlossen sich am 14./15. April 1990 auf einem Gründungskongress in Almaty nationalistische Kasachen und Kirgisen zu einer muslimisch-nationalen Partei zusammen. Dieser Gründungskongress hatte rund 200 Teilnehmer, die hauptsächlich aus Kasachstan und Kirgistan stammten. Die neue Partei trug nun den Namen „Alasch – Partei der nationalen Unabhängigkeit“, sah sich in der „Tradition der alten Alasch-Partei“ stehend und forderte den Zusammenschluss aller von Kasachen und Kirgisen bewohnten Gebiete. Parteiorgan wurde die Zeitung „Alasch“, die seit Mai 1990 herausgegeben wurde.

Diese Alasch-Partei wurde vor allem als Reaktion auf die nationalistischen russischen Parteien Kasachstans und Kirgisiens gegründet. Vorsitzender war der Kasache Sarkytbek Imaschew.[2]

Die Partei der nationalen Freiheit Alasch galt als eine der politisch radikalsten Parteien der ehemaligen Kasachischen SSR und ihre Zielsetzung orientierte sich eng an den Zielen der historischen Alasch-Partei. Sie vertrat hauptsächlich fünf Punkte:[1]

  1. das Erreichen eines unabhängigen kasachischen Staates,
  2. die Förderung der Idee der Einigkeit der Turkvölker sowie der islamischen Solidarität,
  3. die nationale Wiedergeburt Kasachstans als historischer Kern des noch zu schaffenden türkisch-islamischen Staates von Groß-Turkestan,
  4. die Verbesserung des Lebensstandards der Kasachen und der anderen Turkvölkern in den benachbarten türkisch-islamischen Staaten und
  5. die Abwehr der neokolonialen Expansion vonseiten Russlands und anderer Länder.

Diese Punkte umfassten damit die erstens Erneuerung des Islam in Zentralasien und damit verbunden die Abschaffung des kyrillischen Alphabetes sowie die Wiedereinführung der arabischen Schrift für alle zentralasiatischen Sprachen, was deren Wiederanbindung an den arabisch-persischen Kulturraum bedeutet hätte. Zweitens die Schaffung der Vereinigten Staaten von Turkestan im Sinne des Panturkismus, die alle zentralasiatischen Turkvölker einerseits und auch die Einverleibung Tadschikistans beinhaltet hätte. Das wäre die Wiedererrichtung des Alasch-Orda-Staates in den von diesem 1917 geforderten Grenzen einschließlich der Kokander Autonomie gewesen. Die Verbesserung des Lebensstandards der Kasachen und die Abwehr neokolonialer Bestrebungen vonseiten Russlands gedachte die Partei durch massive Rückführung aller nicht türkischen Ethnien (v. a. der Russen und Ukrainer) und der größeren Minderheiten zu erreichen, derweil kleinere Minderheiten zu assimilieren wären.

Deshalb arbeitete die neue Alasch-Partei auch eng mit der 1991 gegründeten extremistisch-islamistisch-fundamentalistischen Turkestan-Partei zusammen, die ähnlich wie sie den Panturkismus und die Erneuerung des Islam innerhalb der zentralasiatischen Turkvölker sowie die „Rückführung“ aller Nichtmuslime aus Zentralasien propagierte.

Beide Organisationen verfolgten also dieselben nationalistischen Ziele.

Parteiverbot und Neugründung

Bereits im Dezember 1991, kurz nachdem die Parteizusammenarbeit mit der Turkestan-Partei begonnen hatte, fanden in Almaty Unruhen statt, in denen auch Alasch-Mitglieder involviert waren. Infolgedessen wurden zahlreiche Parteimitglieder verhaftet und die politischen Parteiführer flohen ins turksprachliche Ausland, von wo aus sie weiter gegen die kasachische Regierung agierten.

Die Alasch-Partei ließ sich erst am 26. Dezember 1992 als offizielle Partei registrieren und von ihren 3000 Mitgliedern lebten etwa 30 in der Stadt Almaty.

Ab 1993 wurden die politische Parteitätigkeit in Kasachstan eingestellt und nachdem einige einflussreiche Parteimitglieder der Alasch den damaligen kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew grob beleidigten, wurde die Partei 1994 von der kasachischen Regierung als faschistoid verboten.[3]

Die Mitglieder der Alasch-Partei schlossen sich nun anderen Parteien Kasachstans an, wo sie sich zwar gemäßigt national-demokratisch gaben, dort aber den militanten rechten Parteiflügel bildeten. Im benachbarten Kirgisistan spielte die Alasch-Partei ebenfalls keine politische Rolle mehr. Nach der Abhaltung eines Parteigründungskongresses wurde die verbotene Alasch-Partei am 29. Mai 1999 unter dem Namen Nationale Freiheits-Partei Alasch neu gegründet und führte so die fünf Jahre zuvor verbotene Partei fort. Bereits am 11. August gleichen Jahres wurde die Nationale Freiheits-Partei Alasch als politische Partei registriert und für kommende Wahlen zugelassen.

Aufgrund behördlichen Drucks, und um einen erneuten Parteiverbot zuvor zu kommen, gab sich die Nationale Freiheits-Partei Alasch mit Kasachstan-Partei Alasch einen neuen Namen, da ihr von offiziellen Stellen die Verwendung des Attributs „national“ verboten worden war.

Nach Eigenaussagen besaß die neue Partei um 2000 bereits 30.000 Mitglieder, die bis 2003 auf etwa 50.000 angestiegen seien. Dieser offiziellen Parteiaussage widersprach am 5. April gleichen Jahres das kasachische Innenministerium jedoch vehement.

Literatur

  • Roland Götz, Uwe Halbach: Politisches Lexikon GUS (= Beck’sche Reihe). Verlag C. H. Beck, München 1992, ISBN 3-406-35173-5.
  • Zentrum für Türkeistudien (Hrsg.): Aktuelle Situation in den Turkrepubliken – Innenpolitik, Sicherheitspolitik, Wirtschaft, Umwelt und Bevölkerung (= Working Paper. Band 14). Önel-Verlag, Essen, Juni 1994.

Einzelnachweise

  1. a b Maksat Kachkeev: Zentralasien: Zwischen Rechtsstaat, Religion und sowjetischer Tradition, S. 169. Google Books, abgerufen am: 26. August 2024.
  2. a b Roland Götz und Uwe Halbach: Politisches Lexikon GUS, S. 119
  3. Zentrum für Türkeistudien (Hrsg.): Aktuelle Situation in den Turkrepubliken, S. 20.